Über das Pre-Shooting-Kennenlernkaffeetrinken.

Ich hatte mir heute die letzten beiden Folgen (#105 und #106) von Fabians und Martins Podcast Kontrastraum - Licht und Schatten der People Fotografie angehört. Wie immer ein buntes Potpourri an Themen - in beiden Folgen wurde u. a. auch darüber gesprochen, ob man sich als Fotograf mit dem Model vorab bereits schon mal auf 'nen Kennenlern-Kaffee treffen sollte.

Nun wie soll ich's sagen - die Standpunkte hierzu fand ich etwas ... eindimensional.

Tenor der geschätzten Herren: man sollte es lassen, vor allem, wenn man als Fotograf zur Alters-Kategorie 40+ zählt. Die Begründung (in Kurzform): Das wäre "weird".

Nun ja, lieber Fabian und lieber Martin: NEIN, ist es nicht!

Es gibt zweifellos ältere Herren, die mithilfe ihrer Kamera "junges Frischfleisch" jagen wollen. Diese Männer sind für die allermeisten Frau eine gehörige Zumutung und manche Frauen haben mit solchen Typen vermutlich auch schon viel zu viele negative Erfahrungen sammeln dürfen. Dennoch sollte jede Frau in Lage sein zu differenzieren und gesammelte Negativerfahrungen nicht in generalisierte Vorverurteilungen umzumünzen. Davon gehe ich grundsätzlich aus.

Besonders bei einem TfP-Shooting mit eher unerfahrenen Modellen halte ich ein Kennenlerntreffen (im öffentlichen Raum) vor dem Bildermachen für unabdingbar - übrigens für beide Seiten! Erst durch solch ein Treffen kann ein Modell ein sicheres Gefühl entwickeln, ob sie sich mir für mehrere Stunden unbefangen anvertrauen will. Und sollte sich in dieser Plauderstunde bei ihr kein derartiges Vertrauen entwickeln, muss sie sich in Folge dann logischerweise auch keinen weiteren Unannehmlichkeiten oder Risiken aussetzen.

Mir als Fotograf ist es dabei im Gegenzug wichtig zu erkunden, ob ein Vertrauensverhältnis entsteht und welche Bildideen man gemeinsam verwirklichen könnte. Beide Faktoren sind für mich elementar, bliebe ein Faktor unerfüllt, wäre jedes Weiterdenken an ein Shooting sinnlos.

Resümee: Eine wertvolle Zeit für Modell und Fotograf in gleichem Maße, um später gemeinsam entspannt an guten Bildern arbeiten zu können!

Und aus oben genannten Gründen sind altersunterschieds- und geschlechtsbezogene Vorurteile nach meinem Empfinden einfach destruktiv - und bringen keiner Seite irgendeinen Nutzen. Wer Vorurteile pflegen will, der kann das natürlich tun - nur werden wir dann garantiert kein Bildermach-Team. :)