Was ist da los?!
Viele, die schon länger in der "Foto-Szene" verortet sind, spüren es diffus: irgendwas passiert seit geraumer Zeit mit der Fotografie und deren Machern. Eine Vielzahl von Fotografen, die noch vor einigen Jahren omnipräsent waren, scheinen verschwunden. Zuweilen stellt man nach einiger Recherche fest, dass sie Hobby oder Beruf gewechselt haben. Ähnliches beobachte ich bei Fotografie-Blogs und -Podcasts. So einige sind still verschwunden und bei denen, die noch da sind, hat man das Gefühl, dass sie etwas orientierungslos auf der Stelle treten. In meiner Wahrnehmung sind auch Fotoausstellungen spürbar weniger geworden.

Ist die Fotografie in einer Krise?
Möglich. Vermutlich sogar sehr wahrscheinlich. Und wahrscheinlich sind auch die Gründe dafür recht vielfältig.
Fotografie als Business ist die vergangenen Jahre mutmaßlich nicht einfacher geworden. Stichworte: großes Angebot - wenig Nachfrage, Widerspruch zwischen Preisentwicklung und Zahlungsbereitschaft, schwindende Wahrnehmung auf Socialmedia, ... und vermutlich auch Konkurrenz durch KI.
Im Amateurbereich teilt man gewiss das Problem der schwindenden Wahrnehmung im Internet, ansonsten werden die Ursachen zumeist ganz andere sein.
Mutmaßung Nr. 1: Könnte es daran liegen, dass die digitale Fotografie mittlerweile einen Stand erreicht hat, der G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) als bisherigen anzufütternden "Motivationsmotor" zum stottern bringt? Die Jagd um Megapixel ist längst beendet, zudem sind die Preise aktueller Fototechnik in den letzten Jahren gefühlt um Faktor 2 gestiegen. Das macht gewiss etwas mit dem einen oder anderen Hobbyisten!
Mutmaßung Nr. 2: Fotoamateure vergöttern das perfekte Bild. Schaue Dir Bilder von Amateur-Fotowettbewerben an und Du weißt, was ich meine. Damit konnte man zudem vor einiger Zeit auch sein G.A.S. vorzüglich rechtfertigen. Das Problem nun im Hier und Heute: Dank KI-Assistenten und KI-Generatoren wird Gear und Können subjektiv immer bedeutungsloser.
Mutmaßung Nr. 3: Jene KI erzeugt innerhalb von Sekunden oberflächlich perfekte Bilder mit Wow-Effekt, wofür man als Fotograf vor einiger Zeit noch zahlreiche Stunden (und erwähnte Technik) benötigt hat. Das macht etwas mit der eigenen Motivation! Und es macht übrigens auch etwas mit den Rezipienten.
Ich habe keine Ahnung, welche Entwicklung die Fotografie in den kommenden Jahren nehmen wird. Aktuell habe ich zumindest das Gefühl, dass gerade eine Art "Reinigungsprozess" stattfindet. Eventuell wird sich die Hobbyisten-Fotografie wieder stärker mit analogen Prozessen oder Low-Budget-Experimenten zuwenden und mehr die Bedeutung des Unperfekten und des Authentischen in den Vordergrund stellen. Ich hätte dagegen nichts einzuwenden. Es würde Fotografie irgendwie (wieder) menschlicher, spannender und schöner machen.